Photo by Mikhail Vaneev

Jun 13, 2010

8-06-2010

Violinstar und Diener: Vadim Repin mit Kent Nagano in der Philharmonie

Kein Flirt mit dem Publikum: Seine Mitteilung ist die reine Musik. Der Geiger Vadim Repin aus Nowosibirsk gehört zu den Glücksfällen der russischen Oistrach-Nachfolge, und wenn er das Violinkonzert von Beethoven spielt, steht die Kommunikation mit dem Orchester obenan. Die Interpretation ist ganz Klassik, Beethoven als genuiner Instrumentalkomponist, selbst wo Repins Violine singt. Mit subtiler Höhe und feinster Gliederung leuchtet seine Interpretation von innen, weil dieser Musiker den seltenen Typ des glanzvoll dienenden Virtuosen vertritt. Er hat keine dynamischen Manierismen nötig. Auch als der Beifall brandet, will der Ernst aus seinem Gesicht nicht weichen.

In diesem Frühjahr kehren die ehemaligen Chefdirigenten mit Gastspielen zu ihren Berliner Musikern zurück, Abbado zu den Philharmonikern, Inbal zum Konzerthausorchester und nun zuletzt Kent Nagano zu seinem Deutschen Symphonie- Orchester. In der kommenden Saison unterstützt er das DSO in chefdirigentenloser Zeit sogar mit drei Konzerten, die innerhalb eines Wahlabonnements angeboten werden. Die alte Vertrauensbasis ist da, wenn dolce das Hauptthema des Beethovenkonzerts als Folge der Paukenschläge einsetzt.

Darauf verteidigt der Maestro seine Favoritkomponistin Unsuk Chin, die ihm nicht nur die Uraufführung ihrer Oper „Alice in Wonderland“ 2007 im Münchner Nationaltheater verdankt. Ein „Lichtraum“-Werk „Rocaná“ (2008) erklingt. Das ist wiederum die erschwingliche Moderne einer Könnerin, die weiß, wie die Instrumente in ihren Klangfarben sprechen, flüstern und sich türmen. Schlagwerk ohne Ende, großes Orchester, Tuba bis Celesta.

Zum Schluss kommt „Don Juan“ von Richard Strauss so kompakt daher, dass es die typisch straussischen Kantilenen des Konzertmeisters Hartog nicht leicht haben. Aber im Ganzen ist es ein Abend der Soloviolinen.  Sybill Mahlke