Photo by Mikhail Vaneev

Aug 20, 2010

5-08-2010

Schleswig-Holstein Musik Festival
(3 August in der Reithalle Wotersen)

Stargeiger Vadim Repin verzauberte sein Publikum
Donnerstag, 5. August 2010 04:00

Wotersen (gb). Ein Feuerwerk der Klassik bot sich den begeisterten Zuhörern in der Reithalle auf Gut Wotersen. Eigentlich erlebten die rund 900 Gäste sogar zwei Konzerte in einem:

Bis zur Pause ertönte Kammermusik vom Feinsten, meisterhaft und virtuos dargeboten vom "Polish Chamber Orchestra". Das seit 1973 bestehende, mit erlesenen Musikern besetzte Ensemble kennt und duldet spieltechnisch keine Kompromisse, spielt stets am Limit und so perfekt, dass es - zumindest bei Mozarts Divertimento D-Dur (KV 136) - fast zu viel war. Atemberaubend schnell, ausgesprochen präzise, jedoch mit einem permanenten Legato glatt gebügelt die Ecksätze (Allegro und Presto), dazwischen ein wunderbar gestaltetes Andante.

Der Höhepunkt erfolgte jedoch nach der Pause. Der 1971 in Sibirien geborene Vadim Repin, der mittlerweile mit allen bedeutenden Orchestern der Welt musiziert, zählt zur obersten Liga der Violinkunst. Stilecht, virtuos, teils zigeunerisch verträumt, teils eisern diszipliniert, realisierte Repin den Solopart des Violinkonzertes d-Moll von Felix Mendelssohn. Das Konzert, vom 13-jährigen Mendelssohn komponiert, hat bis auf die "klassischen" drei Sätze keine ausgeprägte Form, vielmehr ist ihr Aufbau von jugendlicher Fantasie geprägt. Dies kostete Repin, in stetigem Blickkontakt und perfektem Einklang mit Orchester, aus.

Den "Teufelsgeiger" ließ er in der Carmen-Fantasie raus: Die Musik von Bizet verarbeitete Franz Waxman, ein Oberschlesier jüdischer Abstammung, der vor den Nazis nach Amerika geflüchtet war und in Hollywood als Komponist Karriere machte. Was Vadim Repin aus diesem Stück macht, kann nur faszinieren. Nach dem Riesenbeifall setzte Repin mit der Zugabe noch eins drauf: Variationen "Carneval di Venezia" von Nicolò Paganini, dem deutschen Zuhörer geläufig als "Mein Hut, der hat drei Ecken".